Die meisten Deutschen wünschen sich eine eigene Immobilie. Verschiedene Umfragen haben ergeben, dass etwa 70 Prozent der Befragten gerne in den eignen vier Wänden leben möchten. Für viele stellt sich die Frage, ob sie ein eigenes Haus bauen sollen oder lieber eine Bestandsimmobilie kaufen. Beide Varianten haben verschiedene Vor- und Nachteile, die wir hier erläutern.
Bild: Das eigene individuelle Haus für die Familie ist der Traum von vielen Menschen. Hier stellt sich die Frage ob Neubau oder Immobilienkauf! (Bild: BauPraxis Archiv)
Der Hausbau kann für Bauherren eine aufreibende Zeit sein
Wer ein Haus bauen möchte, benötigt außer Geld und einer soliden Finanzierung vor allem viel Geduld, gute Nerven und in jedem Bereich ein gutes Durchsetzungsvermögen. Diese Voraussetzungen sind sehr wichtig, weil der Zeitraum von der Planung des Hausbaus bis letztendlich zum Einzug sehr aufreibend sein kann und so manchem Bauherren sonst schlaflose Nächte bereitet. Dabei ist es unerheblich, ob sich ein potenzieller Bauherr für ein Fertighaus, ein Massivhaus, ein Energiesparhaus, ein Bauträgerhaus oder ein Ausbauhaus entscheidet.
Der Hausbau beginnt zunächst bei einer oftmals sehr langwierigen Grundstückssuche. Dabei ist es wichtig, dass nicht gleich das erstbeste Grundstück gekauft wird. Viele Punkte müssen gründlich abgewägt werden. Ein entscheidender Punkt ist eine vorhandene Infrastruktur. Je nach Familienstand ist das Vorhandensein von Kindergärten und Schulen wichtig. Einkaufsmöglichkeiten in der Nähe, eine gute Verkehrsanbindung oder der Arbeitgeber im Ort können weitere Kriterien sein.
Weitere Kriterien der Sicherheit sind Lage und Umland. Liegt das Grundstück zu nah an einem Bach oder Fluss, kann das Haus bei Starkregen eventuell überschwemmt werden. Liegt das Haus auf einem Hanggrundstück, könnte bei starkem Regen auch ein Erdrutsch gefährlich werden. Liegt das Grundstück zu nahe an einer Eisenbahnlinie oder Durchgangsstraße, wird eventuell eine Lärmbelästigung zu ertragen sein.
Für die Grundstückssuche gibt es verschiedene Möglichkeiten
Die Suche nach einem passenden Baugrundstück kann sehr aufwendig und langwierig sein. Es gibt im Internet mittlerweile Portale, auf denen passende Grundstücke angeboten werden. Auch das Studieren der Tageszeitungen kann sehr hilfreich sein. Weitere Möglichkeiten bieten zum Beispiel:
■ städtische Behörden der Kommunen
■ Immobilienmakler
■ diverse Bauträger
■ Bauherrengemeinschaften
Bei der Suche nach einem geeigneten Baugrundstück oder einer idealen Immobilie ist es oft empfehlenswert, sich Unterstützung von Experten zu holen. Zum Beispiel bei der LBS Immobilien Südwest sind etwa 250 Immobilienexperten im Einsatz, die Hilfe bieten beim Auswählen und beim Kauf von einem Grundstück, einem Einfamilienhaus, einem Doppelhaus, oder sogar eines Mehrfamilienhauses.
Bild: Die Grundstückssuche für einen Neubau ist meistens eine langwierige Angelegenheit. (Bild: BauPraxis Archiv)
Der Neubau eines Hauses hat verschiedene Vorteile aber auch Nachteile
Ein sehr großer Vorteil ist, dass der Bauherr bei einem Neubau des Hauses entscheidend auf die individuellen Wünsche in Sachen Grundriss, Lage und Energieeffizienz einwirken kann.
Wer neu baut, kann die geforderten hohen Standards der KfW-Bank leichter erfüllen und deshalb hohe Fördergelder beantragen. Da bei einem Neubau weniger versteckte Kosten auftauchen können, ist das Risiko im Vergleich zu einer Bestandsimmobilie oder einem Altbau geringer. Da der oder die Bauherren die ersten Bewohner des Hauses sind, hat der Neubau in der Regel keine Altlasten oder Schäden. Ein Neubau wird heute energiesparend mit modernster Heiztechnik, wie Wärmepumpen und Solartechnik für Strom und Warmwasser gebaut und ist in der Regel deshalb sehr umweltfreundlich und zukunftsorientiert.
Selbstverständlich müssen Bauherren bei einem Neubau auch mit diversen Nachteilen rechnen. Wer sich für den Bau eines Hauses im Speckgürtel der Stadt oder Gemeinde entscheidet, muss mit höheren Grundstückspreisen rechnen. Grundstücke in Neubaugebieten sind oftmals sehr klein und sitzen dicht aufeinander. Durch die kompakte Bauweise und modernste Materialien sind Neubauten oft sehr dicht und können nicht "atmen". Hier müssen automatische Wohnungslüftungen mit Wärmerückgewinnung integriert werden, denn falsches Lüften kann schnell zur Schimmelbildung führen und die Bauqualität auf Dauer beeintächtigen. Ein Neubau hat in vielen Fällen nicht den Charme einer Bestandsimmobilie oder sogar eines Altbaus.
Der Kauf einer Bestandsimmobilie oder eines Altbaus kann eine Herausforderung sein
Wer sich für den Kauf eines Hauses entscheidet, spart in erster Linie beim Hauskauf Geld. Der Kauf einer Bestandsimmobilie oder eines Altbaus verursacht in der Regel immer weniger Kosten als ein Neubau. Die Sanierung, Renovierung oder Modernisierung des gekauften Hauses kann je nach Aufwand wiederum dann sehr teuer werden. In sehr vielen Fällen ist bei älteren schönen Häusern im wahrsten Sinne des Wortes "alles nur Fassade". In einigen Altbauten treffen neue Käufer auf alte elektrische Leitungen oder marode Wasser- und Abflussrohre. Die Fenster und Türen entsprechen meistens nicht den heute geforderten, modernen Standards und die Keller und Dächer sind nicht richtig gedämmt, die alte Öl- oder Gas-Heizung muss saniert und in der Regel das ganze Heizsystem ausgetauscht werden.
Damit nicht die Katze im Sack gekauft wird, können potenzielle Käufer Vorsichtsmaßnahmen treffen. So kann sich zum Beispiel die Investition in einen Baugutachter rentieren. Der Gutachter bewertet vor dem Kauf das Grundstück samt Immobilie und legt gemeinsam mit dem Käufer die erforderlichen Sanierungsmaßnahmen fest. Auch Nachbarn oder das zuständige Bauamt geben interessante Auskünfte vor einem Hauskauf. Es kann auch ein Notar beauftragt werden, der ins Grundbuch einsehen kann. Dadurch wird festgestellt, ob eventuelle Altlasten vorhanden sind.
Wer schon vor dem Kauf des Hauses gut vorbereitet ist, wird später in der Sanierungs- oder Renovierungsphase nur selten von unerwarteten Baumängeln überrascht. Trotzdem sind unerwartete Preissteigerungen auch bei einem Hauskauf möglich. Das Baumaterial kann sich verteuern, ein falscher Handwerksbetrieb lässt die Kosten in die Höhe schnellen oder vorher nicht ersichtliche Probleme müssen behoben werden. Damit Hauskäufer nicht kalt erwischt werden und vielleicht nachfinanzieren müssen, sollte im Rahmen der Gesamtkosten eine großzügige Geldreserve für unvorhergesehene Arbeiten bereitgestellt werden.
Bild: Ein älteres Haus im Grünen - der Kauf kann ein Glücksfall sein oder eine große Herausforderung! (Foto: Filip Loczek auf Pixabay.com)
Diese Vorteile sind beim Immobilienkauf möglich
Der Kauf einer Bestandsimmobilie ist in der Regel immer günstiger als ein Neubau. Hinzu kommt, dass kein Baugrundstück in attraktiver Lage benötigt wird. Diese Grundstücke sind heute oftmals unbezahlbar. Ein weiterer Vorteil ist, dass es recht viel Leerstand auf dem Immobilienmarkt gibt. Durch den Kauf eines leerstehenden Hauses werden Städte, Dörfer und Gemeinden vor dem Aussterben bewahrt. Selbst kleine ältere Häuser verfügen fast immer über einen schönen Vorgarten oder größeren Garten hinter dem Haus. In vielen Neubaugebieten sind Gartenanteile nicht mehr vorhanden. Alte Häuser haben Charme, Flair und bieten sehr oft eine gemütliche und wohnliche Atmosphäre. Dies liegt nicht zuletzt am verbauten Holz, Fachwerk oder älteren Dielenböden.
Mit diesen Nachteilen muss bei einem Hauskauf gerechnet werden
Der Hauskauf bietet dem Käufer und seiner Familie auch einige Nachteile. Durch die Modernisierung, Sanierung oder Renovierung lebt die Familie vielleicht für eine lange Zeit auf einer Baustelle. Die Kosten für die anfallenden Arbeiten nach dem Kauf müssen schon vorher recht genau eingeschätzt werden. Wer nachfinanzieren muss, hat oftmals hohe Kosten zu tragen. Ein weiterer Nachteil ist die ältere Bausubstanz. Durch längeren Leerstand kann es durch die fehlende Lüftung zu Feuchtigkeit in den Wänden kommen. Schimmel und marode Leitungen sind dadurch vorprogrammiert. Wer vor dem Kauf des Hauses einen Gutachter bestellt und dann zurücktritt, muss die Kosten für den Gutachter trotzdem tragen. Auch ein Verkehrswertgutachten, das vom potenziellen Käufer in Auftrag gegeben wird, muss gezahlt werden. Und zum Schluss: Einen Altbau oder eine ältere Bestandsimmobilie in ein KfW-40- oder KfW-55-Haus zu verwandeln ist in vielen Fällen nicht machbar.
Fazit
Der Hauskauf und der Hausneubau sind zwei ganz verschiedene Projekte und sollten immer bezüglich Vor- und Nachteilen genau durchdacht werden: Wer sich für den Kauf eines bestehenden Hauses entscheidet, hat auf jeden Fall Zeitvorteile und oftmals auch anfänglich geringere Anschaffungskosten. Der Neubau eines eigenen Hauses bietet dafür mehr Raum für Kreativität, Gestaltungsfreiheit und Individualität. Letztendlich hängt die Entscheidung über den Bau oder den Kauf eines Hauses immer von den eigenen Wünschen, den individuellen Bedürfnissen, den finanziellen Möglichkeiten und dem Angebot an Grundstücken oder Bestandsimmobilien ab.
(Foto von Anastasiia Chepinska auf Unsplash.com)
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