Wohnungslüftung: Saubere Luft mit hohem Energiesparfaktor!

Experteninterview mit Claus Händel, Technischer Leiter des Fachverbandes Gebäude-Klima e.V (FGK).

• Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung können bis zu 80% der Wärme aus der Abluft auf die Zuluft übertragen und damit die Heizkosten eines Gebäudes um 30% bis 50% reduzieren.
• Auch können sie die durch Fensterlüftung verursachten Wärmeverluste um bis zu 90% senken.
• Leicht zu reinigende Filter und zusätzliche Pollenfilter gegen Pollenallergien sind die Voraussetzung für hygienische und gesunde Raumluft.

Frische Luft ist ein hohes Lebensgut

Unser Experteninterview:

Frage 1: Seit einigen Jahren kommt man als privater Bauherr kaum mehr an dem Thema der so genannten „Kontrollierten Wohnungslüftung“ vorbei. Warum spielt eigentlich die Wohnungslüftung im Neubau wie Sanierung eine immer wichtigere Rolle?


Antwort 1: Grundsätzlich muss man die zunehmende Bedeutung der Wohnungslüftung im großen Kontext von Klimawende und Energieeffizienz sehen. So werden heute bei Neubauten wie Sanierungsobjekten die Gebäudehüllen zumeist luftdicht isoliert, um die Wärmeverluste zu minimieren. Energetisch absolut sinnvoll, hat dies aber leider den unangenehmen Nebeneffekt, dass es keine natürliche Lüftung über Ritzen und Fugen im Mauerwerk mehr gibt. Mit negativen Folgen für die Wohnraumqualität: trockene Heizungsluft im Winter, Überfeuchtung in Bad und Küche, Schimmelbildung wegen schlechtem Luftaustausch sowie eine ungesund hohe CO2-Konzentration in der Wohnraumluft.

Eine auf den ersten Blick pragmatische Lösung wäre es, alle zwei Stunden von Hand zu lüften. Doch damit würde man die aufwendig eingedämmte Wärme gleich wieder zum Fenster rauslüften. Deshalb gibt es in Deutschland auch die Bau-Norm DIN 1946-6. Diese fordert für jeden Neubau und die meisten Sanierungsfälle zumindest ein Lüftungskonzept – wenn mehr als ein Drittel des Dachstuhls gedämmt oder über ein Drittel der Fenster ausgetauscht werden. Meist ergibt ein solches Lüftungskonzept bei neuen und sanierten Gebäuden die Empfehlung für eine kontrollierte Wohnungslüftung.

Deshalb wichtig in diesem Zusammenhang: Architekt oder Bauplaner sind verpflichtet, den Bauherrn auf diese Richtlinie anzusprechen, ansonsten kann der Bauherr im möglichen Schadensfall Regressansprüche geltend machen.


Frage 2: Wenn man sich als Bauherr nun näher mit der Wohnungslüftung beschäftigt, unterscheiden die meisten Hersteller zwischen zentralen und dezentralen Lüftungslösungen. Worin bestehen hier die Unterschiede und welche Lösung eignet sich für welches Einsatzfeld?

Antwort 2: Zentrale Anlagen erreichen enorme Wärmerückgewinnungsraten von bis zu 95 Prozent und arbeiten damit äußerst energieeffizient. Allerdings müssen bei dieser Lösung die Rohrleitungen für die Luftverteilung im gesamten Haus oder der kompletten Wohneinheit verlegt werden. Durch den höheren baulichen Aufwand kommen daher zentrale Anlagen eher bei Neubauten oder Kernsanierungen in Frage.

Dezentrale Geräte überzeugen meist mit einer sehr einfachen Montage, in vielen Fällen genügen eine Kernlochbohrung durch die Außenfassade und ein Stromanschluss für das Lüftungsgerät. Damit können ein bis zwei Wohnräume energiesparend mit ausreichend Frischluft versorgen werden. Dezentrale Lösungen eignen sich also ideal für die preiswerte Nachrüstung, aber auch für raumweise Lösungen im Neubau. Allerdings sollte man bei einem dezentralen Lüftungsansatz immer die gesamte Wohneinheit in die Analyse mit einbeziehen, da eventuell in anderen Wohnräumen eine mangelnde Raumluftqualität entstehen könnte.

Interessanter Link: 7 Tipps für himmlische Luft im Neubau. Was Bauherren unbedingt bei der automatischen Belüftung beherzigen sollten.

Lüftungskonzept im Schnitt eines Hauses vereinfacht dargestellt
Die Grafik zeigt das Lüftungskonzept im Schnitt eines Hauses vereinfacht dargestellt. Aussenluft wird angesaugt und über das Lüftungsgerät mit integriertem Wärmetauscher an die angeschlossenen Räume weitergegeben. Verbrauchte Luft wird aus den angeschlossenen Räumen abgesaugt und läuft ebenfalls erst über den Wärmetauscher und wird dann als Abluft (Fortluft) nach draussen geschickt.


Frage 3:
Das Thema „Luftaustausch“ ist naturgemäß eng mit dem Thema „Hygiene“ verbunden. Wie lässt sich für den Verbraucher sicherstellen, dass sein Lüftungssystem immer hygienisch einwandfrei arbeitet?


Antwort 3: Grundsätzlich liefern moderne Lüftungsanlagen jeden Tag saubere Raumluft auf einem Top hygienischen Niveau. Damit eine Anlage diese Leistung auch im-mer zuverlässig abrufen kann, muss der Bewohner eigentlich nur zwei kleine Regeln beachten. Erstens sollten die Filter am Gerät und in den Ventilen der Ablufträume wie Küche, Bad oder WC zweimal jährlich gewechselt werden. Diese sind preiswerte Verschleißteile und können eigenhändig schnell und einfach ausgetauscht werden.

Zweitens ist es ratsam, das „Innenleben“ des Lüftungsgeräts in den vom Hersteller empfohlenen Zeitabständen zu kontrollieren und ggfs. zu reinigen. Dies lässt sich zumeist einfach selbst vornehmen, z.B. können Wärmetauscher ganz unkompliziert aus dem Gerät gezogen und unter fließendem Wasser abgespült werden.

Zudem zeigen die meisten Anlagen im Display ihrer Steuerung automatisch an, wann der nächste Filterwechsel erforderlich ist. Schließlich ist es sinnvoll, alle drei bis fünf Jahre das Lüftungsgerät und bei Zentralsystemen die Luftverteilrohre von einem Fachhandwerker routinechecken zu lassen. Also alles in allem ein Aufwand, der sich absolut im Rahmen hält - Autos beispielsweise müssen dagegen deutlich öfter zum TÜV!



Moderne Anlagen haben einen Pollenfilter
Foto oben: Moderne Anlagen heben einen herausnehmbaren Pollenfilter, den man reinigen bzw. ersetzen kann oder einen Filtereinsatz, der in der Badewanne abgewaschen werden kann.




Frage 4: Seit 1. Januar 2016 müssen alle Lüftungsgeräte für den Einsatz im Privatbereich mit einem Effizienzlabel gekennzeichnet sein. Was hat der Verbraucher konkret von dieser neuen Kennzeichnung?

Antwort 4: Die neue Effizienz-Kennzeichnung – bei der man sich optisch ganz an die beim Verbraucher bereits bekannten Energielabels auf Kühlschränken, Fernsehern oder Glühbirnen orientiert hat - betrifft alle Lüftungsgeräte unter 1000 m³/h Luftförderung. Ausgenommen sind nur profane Toilettenlüfter ohne Wärmerückgewinnung.

Die Idee der Kennzeichnung: Jeder Verbraucher soll auf den ersten Blick erkennen können, um welche Leistungsklasse es sich bei einem Gerät handelt. Dazu gibt es Stufen von G bis A+. Die Klasse G symbolisiert dabei die niedrigste Energiebilanz beim Lüften von Hand. Demgegenüber zeigt A+ als höchste Einstufung eine Einsparung am Primärenergiebedarf von mehr als 42 kWh pro Quadratmeter im Jahr an.

Der Verbraucher sollte diese Effizienzklassifizierung vor allem als erste Orientierung vor einer Kaufentscheidung verstehen, welche auf jeden Fall noch mit einem Fachmann abgestimmt werden sollte, da die baulichen und energetischen Rahmenbedingungen doch zumeist sehr komplex sind.


Frage 5: Kann man die Energieeinspareffekte einer Wohnungslüftung denn überhaupt konkret beziffern?

Antwort 5: Auf jeden Fall! Grundsätzlich können Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung bis zu 80% der Wärme aus der Abluft auf die Zuluft übertragen und damit die Heizkosten um 30% bis 50% reduzieren. Auch können sie die durch Fensterlüftung verursachten Wärmeverluste um bis zu 90% senken.

Gerade dieser Punkt ist nicht zu unterschätzen, bedenkt man, dass in einem Neubau der gesamte Heizbedarf bis zur Hälfte durch die Wärmeverluste beim klassischen Lüften beeinflusst wird. Und selbst kleinere, bedarfsgeführte bzw. dezentrale Abluftanlagen erreichen bereits eine Energiekosteneinsparung von immerhin 20%.

Übrigens führen die Energieeinsparungen der Wohnungslüftung auch zu einer besseren Effizienz-Bewertung des Gebäudes und heben somit den Wiederverkaufswert einer Immobilie. Dies ist insbesondere relevant vor dem Hintergrund des vor einigen Jahren eingeführten Energieausweises.


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Bildquellen: Fachverband Gebäude-Klima e.V. (FGK) und Bundesindustrieverband Deutschland Haus-, Energie- u. Umwelttechnik e.V. Köln (BDH)

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