Gefahrenquellen auf Baustellen: Wie können sie vorausschauend entschärft werden?


Auf Baustellen lauern zahlreiche Risiken. Gründe dafür sind unter anderem verschiedene Witterungseinflüsse, hoher Termindruck, das Hantieren mit Gefahrstoffen und Fehlverhalten von Arbeitskräften.
Damit die Baustellen-Teams jedoch unfallfrei einsatzfähig bleiben, müssen entsprechende Sicherheitsmaßnahmen getroffen werden. Im Folgenden wird erörtert, wie sich die häufigsten Unfallursachen auf Baustellen wirksam entschärfen lassen.

Achtung Baustelle

Wer trägt die Verantwortung für den Arbeitsschutz auf Baustellen?


Grundsätzlich gilt: Für den umfassenden Arbeitsschutz auf Baustellen gibt es gesetzlich geregelte Zuständigkeiten.
Oft entstehen jedoch Sicherheitslücken, weil die jeweilige Verantwortung unklar oder gar nicht wahrgenommen wird.

Diese Zuständigkeiten gelten auf Baustellen:

Unternehmer:innen sind die Arbeitgeber:innen und tragen die primäre Verantwortung für den Arbeitsschutz ihrer Beschäftigten.

Bauauftraggeber:innen (Bauherren) veranlassen ein Bauvorhaben und tragen somit die damit verbundene Verantwortung.

Bauleiter:innen müssen sicherstellen, dass alle auf der Baustelle tätigen Arbeitskräfte ihre Pflichten in puncto Arbeitsschutz wahrnehmen.

Architekt:innen und Planer:innen sind dazu verpflichtet, die allgemeinen Grundsätze in § 4 ArbSchG zu berücksichtigen – dies betrifft vor allem die Rangfolge der darin angeführten Schutzmaßnahmen.

Sicherheits- und Gesundheitsschutz-Koordinator:innen (SiGeKo) identifizieren und dokumentieren gefährliche Arbeiten und erarbeiten einen umfassenden Sicherheits- und Gesundheitsschutzplan.

Baustellenschilder sollen auf Gefahren deutlich hinweisen


Ohne entsprechende Baustellenschilder erkennen Arbeiter:innen, Besucher:innen und Lieferant:innen nicht auf den ersten Blick, wo potenzielle Gefahren lauern. Deshalb bleiben Risiken wie offene Baugruben, Absturzkanten oder elektrische Leitungen unsichtbar. Das wiederum erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass Personen auf der Baustelle ungewollt in Gefahrenbereiche gelangen.

Viele Unfälle auf Baustellen können jedoch durch Baustellenschilder vermieden werden:

Warnschilder: z. B. Achtung Baustelle, Achtung Kraneinsatz, Achtung Hochspannung

Hinweisschilder: z. B. Fluchtweg, Feuerlöscher, Warenannahme

Verbots- und Gebotsschilder: z. B. Zutritt nur für Befugte, Helm tragen, Gehörschutz benutzen

Baggerarbeiten in der Baugrube
Bild: Gerade im Arbeitsbereich eines Baggers oder anderer Maschinen in der Baugrube lauern viele Gefahren für Personen, die der Baggerfahrer nicht sehen kann. (Bildquelle: Foto von Adrian Vieriu auf pexels.com)

Sicherheitsmaßnahmen bei Erd- und Aushubarbeiten


Eine Baustelle beginnt in der Regel mit Erd- und Aushubarbeiten. Nicht gesicherte Baugruben sind dabei eine enorme Unfallgefahr. Auf den ersten  Blick mögen sie zwar harmlos wirken, aber in Wahrheit bergen sie vielschichtige Risiken für Arbeitskräfte.

So können etwa die Grabenwände von nicht eingeböschten Baugruben einstürzen. Außerdem kann es passieren, dass Arbeitnehmer:innen, Besucher:innen oder auch Lieferant:innen in die Baugrube hineinstürzen. Nicht zuletzt besteht die Gefahr, dass bei Erd- und Aushubarbeiten Strom-, Gas- oder Wasserleitungen beschädigt werden, was zu Explosionen, Stromschlägen oder Überflutungen führen kann – das betrifft besonders innerstädtische Baustellen.

Diese Sicherheitsmaßnahmen sollten in diesem Zusammenhang getroffen werden:

Baugruben, Gräben und Schächte absichern – z. B. mit Geländern, Abdeckungen oder Absperrungen

Standsicherheit regelmäßig kontrollieren

geprüfte Verbauelemente bei tiefen Gräben nutzen

Warnschilder gut sichtbar anbringen

Zugang nur für autorisierte Personen erlauben

Absturzgefahren von Personen und Gegenständen entschärfen


Absturzgefahren zählen ebenfalls zu den größten Unfallrisiken auf Baustellen. Sie betreffen sowohl Personen, die aus der Höhe stürzen können als auch Gegenstände, die von oben herabfallen und Arbeiter:innen dadurch gefährden.

Gerüste, Leitern, Dächer, offene Deckenkanten, Treppen sowie Schächte und Gruben sind hier zentrale Gefahrenstellen. Fehlende Geländer, lose Bretter, nasse oder rutschige Flächen oder instabile Aufstiege sind oft der Grund, warum Unfälle entstehen.

Eine umfassende Absturzsicherung auf der Baustelle ist unverzichtbar:

geeignete Gerüste mit intakten Seitenschutz-Geländern verwenden

nur geprüfte Leitern einsetzen und keine improvisierten Steighilfen

Werkzeuge gegen Herabfallen sichern

Absturzsicherungen an offenen Kanten, Aufzugsöffnungen oder Deckenrändern installieren

klare Arbeits- und Sicherheitsanweisungen geben

Absturzgefahr bei Dacharbeiten
Bild: Bei Arbeiten in höheren Bereichen, wie hier auf dem Hausdach, sind Sicherheitsmaßnahmen unerlässlich. Dieser Arbeiter ist wirklich nicht gegen Absturz gesichert! (Bildquelle: Foto von Steffen Coonan auf pexels.com)

Arbeitskräfte vor chemischen Gefahrstoffen schützen


Ob Lösungsmittel, Farben oder Kleber: Auf Baustellen wird mit vielen chemischen Gefahrstoffen hantiert. Ohne ausreichende Schutzmaßnahmen kann es beim Arbeiten etwa zu Atemwegserkrankungen, Hautreizungen oder chronischen Gesundheitsschäden kommen.

Unerlässliche Maßnahmen sind hier:

Persönliche Schutzausrüstung verwenden: Je nach Gefährdungsbeurteilung ist eine persönliche Schutzausrüstung zu verwenden – bestehend aus z. B.  Arbeitsschuhen, Schutzbrille und Schutzkleidung.

Schulungen durchführen: Nur wer die möglichen Gefahren auf Baustellen kennt und weiß, wie Gefahrstoffe richtig gelagert, verwendet und entsorgt werden, kann sich und andere effektiv schützen.

Gefahrstoffe in geeigneten Behältern lagern: Alle gefährlichen Substanzen müssen in stabilen, verschließbaren und eindeutig gekennzeichneten Behältern aufbewahrt werden, damit Inhalte nicht verwechselt werden oder austreten können.

Piktogramme richtig einsetzen: Als Piktogramme werden international genormte Symbole bezeichnet, die vor verschiedenen Gefahren warnen und eine schnelle, sprachunabhängige Orientierung ermöglichen.

Unter dem folgenden Link finden Sie eine umfassende Übersicht über die verschiedenen Piktogramme und ihre Bedeutung.


Arbeitsschutz bei Malerarbeiten
Bild: Ein Arbeitsschutz für Personen, die mit chemischen Stoffen arbeiten, ist sehr wichtig. Hier sind Helm, Handschuhe, Atemschutz und Schutzbrille besonders wichtig. (Bildquelle: Foto von Antoni Shkraba Studio auf pexels.com)

Schutz beim Arbeiten mit Strom


Elektrounfälle zählen zu den schwerwiegendsten Vorfällen auf Baustellen. Der Grund: Strom ist unsichtbar. Deshalb wird die damit verbundene Gefahr oft unterschätzt oder übersehen. So reichen oft schon beschädigte Leitungen und Kabel, improvisierte und fehlerhafte Stromanschlüsse sowie nicht geprüfte Elektroinstallationen aus, um einen verheerenden Arbeitsunfall zu verursachen.

Um die nötige Elektrosicherheit auf Baustellen zu gewährleisten, sollten folgende Schutzmaßnahmen getroffen werden:

nur geprüfte Betriebsmittel verwenden

Baustromverteiler vorschriftsmäßig installieren und kennzeichnen

Fehlerschutz durch Fehlerstromschutzschalter (FI-Schalter) sicherstellen

Kabelverbindungen gegen mechanische Belastung sichern

nur elektrotechnisch unterwiesenes Personal einsetzen

Gefahrenbereiche rund um bewegliche Arbeitsmaschinen sichern


Bagger, Radlader, Kräne und andere Maschinen können bei unachtsamer Bedienung zur tödlichen Gefahr werden. Die damit verbundenen Ursachen sind vielfältig: eine eingeschränkte Sicht des Maschinenführers, fehlende Absperrungen, technische Defekte sowie nicht angelegte Sicherheitsgurte trotz Anschnallpflicht sind häufige Gründe, die hinter Unfällen mit beweglichen Arbeitsmaschinen stecken.

Diese Schutzmaßnahmen sollten getroffen werden:

nur geschulte Maschinenführer:innen einsetzen

tägliche Funktionskontrollen durchführen

Arbeitsbereiche klar absperren und kennzeichnen

Rückfahrwarner und Kamerasysteme nutzen

Bodenverhältnisse vorab prüfen und sichern

Gefahrenquelle Kran auf Baustelle
Bild: Auf jeder Baustelle sollten immer stabile Gerüste mit Sturzsicherungen, wie Seitenschutz-Geländern, angebracht sein. (Bildquelle: Foto von Athena Sandrini auf pexels.com)

Fazit: Prävention rettet Leben


Die größten Risiken auf Baustellen entstehen nicht durch spektakuläre Katastrophen, sondern durch scheinbar harmlose Nachlässigkeiten im Arbeitsalltag. Unterschätzte Gefahrenquellen wie Baugruben, Strom oder Maschinen können schnell zur – schlimmstenfalls tödlichen – Gefahr werden. Wenn jedoch entsprechende Schutzmaßnahmen getroffen werden, kann das Unfallrisiko deutlich reduziert werden.



  Baupraxis Link Tipp

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