Zwischenboden: Welcher Estrich eignet sich für welchen Zweck?


In diesem Artikel werden die fünf gängigsten Estrich-Typen vorgestellt, ihre Vor- und Nachteile erläutert und Empfehlungen für den passenden Einsatzbereich gegeben.


Frau liegt auf warmem Fussboden
Ein warmer Fußboden ist für viele in der Wohnung oder beim Hausbau ein Muss. Hier muss der richtige Estrich für einen beheizten Boden gewählt werden. In unserem Artikel erfahren Sie mehr... (Bildquelle: James Forbes auf unsplash.com)


Estrich ist ein wichtiger Bestandteil beim Bau von Gebäuden und dient als Untergrund für Bodenbeläge wie Fliesen, Parkett oder Teppich. Es gibt verschiedene Arten von Estrich, die sich in ihren Inhaltsstoffen, Eigenschaften und Verwendungszwecken unterscheiden. Die Wahl des richtigen Estrichs hängt von verschiedenen Faktoren ab, einschließlich des Verwendungszwecks, der Raumgröße, der Feuchtigkeit des Raumes, der Art des Bodenbelags und der Belastung des Estrichs.

Was ist Estrich und wofür wird er gebraucht?

Estrich ist ein Baustoff, der in der Regel als Untergrund für Bodenbeläge wie Fliesen, Parkett oder Teppich verwendet wird. Estrich besteht aus einer Mischung aus Zement, Sand und Wasser, die auf den rohen Betonboden oder die Geschossdecke aufgetragen und dann geglättet wird, um eine ebene Oberfläche für weitere Bodenbeläge zu schaffen.

Es gibt verschiedene Arten von Estrich, deren Inhaltstoffe sich jeweils voneinander unterscheiden. So erhalten die einzelnen Estrich-Typen auch unterschiedliche Eigenschaften und können je nach dem Verwendungszweck und den Anforderungen an den Bodenbelag in einem spezifischen Raum ausgewählt werden.

Neben der Materialwahl ist es zudem wichtig, dass der Estrich fachgerecht verlegt wird, um seine Langlebigkeit und Funktionalität zu gewährleisten. Zu diesem Zweck können Bauherren Estrichleger in der Nähe nutzen. Diese Fachbetriebe helfen auch dabei, die geeignete Materialauswahl für verschiedene Einsatzbereiche zu finden.

Welche Arten von Estrich gibt es?

Es gibt fünf Arten an Estrich, die im Bau von Gebäuden üblicherweise genutzt werden. Dazu zählen:

Zement-Estrich (CT)
Calciumsulfat-Estrich / Anhydrit-Estrich (CE oder CA)
Kunstharz-Estrich (SR)
Gussasphalte-Estrich (AS)
Magnesia-Estrich (MS)

Jede dieser Estrich-Arten hat unterschiedliche Eigenschaften und somit Vor- und Nachteile, weshalb sie sich für manche Anwendungen besser anbieten als für andere.
Wir gehen hier auf die 5 Estricharten näher ein:

Zement-Estrich (CT)

Zement-Estrich besteht aus einer Mischung von Zement, Sand, Kies und variablen Zusatzmitteln. Dieser Estrich kann gut mit Feuchtigkeit umgehen und wird daher gerne für Badezimmer oder Garagen genutzt.

Vorteile vom üblichen Zement-Estrich:
feuchtigkeitsbeständig, geeignet für Innen-, Außen- und Nassbereiche
kann hohe Lasten tragen
mit den richtigen Zumischungen: frostresistent

Nachteile:
sehr hohe Trocknungszeiten, erst nach 20 bis 30 Tagen belegreif
Rissgefahr durch hohen Schwund
wölbt sich bei ungleichmäßigem Trocknen
maximal 40 m2 ohne Fugen

Calciumsulfat-Estrich / Anhydrit-Estrich (CE oder CA)

Neben dem Zement, Sand und Wasser werden dem Calciumsulfat-Estrich zusätzlich Bindemittel auf Calciumsulfatbasis hinzugemischt. Da hier auch Anhydrit genutzt wird, wird diese Art an Estrich alternativ als Anhydrit-Estrich bezeichnet. Durch die Bindemittel hat dieser Estrich eine höhere Zug- und Druckfestigkeit, da er leicht biegsam ist. Dadurch verliert dieser Bodenbelag aber auch seine Resistenz gegenüber Feuchtigkeit. Wegen seiner guten Wärmeleitung wird CE oder CA oft für Fußböden mit Fußbodenheizung genutzt.

Vorteile eines Anhydrit-Estrichs:
spannungsarm
kaum Schwindung, rissfrei
fugenlose Verlegung großer Flächen
hohe Biegsamkeit
gute Zug- und Druckfestigkeit
gute Wärmeleitung und -speicherung 
trocknet schneller als Zementestrich

Nachteile:
feuchtigkeitsempfindlich, nur für Innenbereiche geeignet
nur eingeschränkt hitzebeständig
geringe Belastbarkeit

Naturholz Fischrätparkettboden
Calciumsulfat-Estriche und Calciumsulfat-Fließestriche sind zur Verlegung von hochwertigen Naturholz Parkettböden oder auch Laminatböden bestens geeignet. Das Holz kann sowohl schwimmend verlegt als auch vollflächig aufgeklebt werden. (Bildquelle: Beazy auf unsplash.com)

Kunstharz-Estrich (SR)

Der Kunstharz-Estrich hat ebenfalls einen Anteil an spezifischen Bindemitteln. Diese basieren hier aber auf Kunststoffharzen, wie Epoxidharz und Polyurethan. Weitere Inhaltsstoffe sind Zumischungen aus Quarzsand oder Korund. Der Kunstharz-Estrich zeichnet sich durch sehr kurze Trocknungszeiten, Wasserresistenz und eine extrem hohe Belastbarkeit aus.

Vorteile des Kunstharz-Estrichs:
wasserbeständig
frostbeständig
hohe Belastbarkeit & Verschleißwiderstand
hohe Resistenz gegenüber Schlägen und Chemikalien
härtet schnell aus
geringe Schwindung
fugenlose Verlegung großer Flächen
hoher elektrischer Widerstand

Nachteile:
teuer
aufwendige Rezepturabstimmung
kann gesundheitsgefährdende Härtemittel enthalten
bei Verarbeitung feuchtigkeits- und temperaturempfindlich
bis zur Austrocknung entstehen gesundheitsschädigende Dämpfe

Gussasphalt-Estrich (AS)

Der Gussasphalt-Estrich besitzt höhere Anteile an Gesteinsmehl, Splitt oder Sand sowie Bitumen. Besonders ist, dass diese Variante wasserfrei ist und daher keine Feuchte abgibt. Er zeichnet sich dadurch aus, dass er besonders streichfähig ist und schnell trocknet.

Vorteile vom Gussasphalt-Estrich:
in heißem Zustand ohne Wasser gieß- und streichbar
feuchtigkeitsunempfindlich
fugenlose Verlegung großer Flächen
geeigneter Belag für die Lagerung wassergefährdender Stoffe
geeigneter Belag für wasserempfindliche Bodenbeläge, wie Holz
fußwarm, ermöglicht eine gleichmäßige Verteilung von Wärme

Nachteile:
teuer
bei Verlegung hat der Estrich hohe Temperaturen (200 bis 230 Grad Celsius)
der Transport ist aufwendig, insbesondere in oberen Stockwerken, da er nicht pumpbar ist

Magnesia-Estrich (MS)

Der Magnesia-Estrich enthält Magnesiumchlorid und einige organische Stoffe, wie Holzspäne, Textilfasern oder Papiermehl. Oft besitzt er zudem mineralische Anteile, wie Quarze oder Bims. Dieser Estrich leitet Elektrizität, ist besonders widerstandsfähig und hat hervorragende Dämmeigenschaften.

Vorteile vom Magnesia-Estrich:
fugenlose Verlegung großer Flächen
geringer Schwund & Rissbildung
elektrisch leitfähig
gute Schall- & Wärmedämmung
kann auf Holz, Beton, calciumsulfat- und bitumengebundenen Untergründen verlegt werden
leicht einfärbbar

Nachteile:
sehr feuchtigkeitsempfindlich
reagiert aggressiv auf einige Metalle
bei Untergründen aus Stahlbeton können Chloridionen in den Untergrund einwandern
 

Estrich-Arten nach Konstruktion/Funktion

Neben den Inhaltsstoffen können sich Estrich-Typen auch anhand ihrer Konstruktion oder Funktion unterscheiden. Bekannte Begriffe für diese Kategorien sind:
Verbund-Estrich - beschreibt einen Estrich, der fest mit dem Tragbeton verbunden ist.
Schwimmender Estrich - beschreibt den Estrich, der auf einer Dämmschicht aufliegt, nicht mit anderen Bauteilen verbunden und somit beweglich (schwimmend) ist.
Heizestrich - beschreibt einen Estrich, der in Verbindung mit Fußbodenheizungen verlegt wird.

Fussbodenheizung Symbolfoto
Wer es gerne warm haben will auf dem Boden, benötigt eine Fußbodenheizung. Generell sind für moderne Bodenheizungen Anhydrit- und Trocken-Estriche am besten geeignet. Auch Calciumsulfat-Estrich ist oft die richtige Option. Der Estrichleger wird sie richtig beraten. (Bildquelle: Imani Bahati auf Unsplash.com)

Welcher Estrich eignet sich für welchen Einsatzbereich?

Die Wahl des richtigen Estrichs hängt von verschiedenen Faktoren ab, einschließlich des Verwendungszwecks, der Raumgröße, der Feuchtigkeit des Raumes, der Art des Bodenbelags und der Belastung des Estrichs.

Auch die Trocknungszeit, der Verarbeitungsaufwand und die Kosten sind wichtige Aspekte. Für Feuchträume, wie ein Bad, sind feuchtigkeitsempfindliche Estriche, wie Magnesiaestrich, ungeeignet. In diesem Fall sind Zement- oder Kunstharzestrich eine bessere Wahl. Für Fußböden von Wohnräumen, die mit einer Bodenheizung versehen werden sollen, ist für das effiziente Heizen wiederum ein Estrich notwendig, der Wärme gut speichern und leiten kann. Hier ist Calciumsulfat-Estrich oft die richtige Option.

Tendenziell haben sich die folgenden Faustregeln etabliert:

Zement-Estrich: universell außen und innen sowie für Feuchträume anwendbar, nicht geeignet für zeitsensitive Bauten, da erst nach 20 bis 30 Tagen der Bodenbelag auf den Estrich gelegt werden darf.

Calciumsulfat-Estrich: beliebt für Räume mit Fußbodenheizung, wenig geeignet für Feuchträume, nicht geeignet für Außenbereiche.

Kunstharz-Estrich: eignet sich für Räume mit einer extremen Belastung, dafür ist er aber auch sehr teuer und schwer zu verarbeiten.

Gussasphalt-Estrich: geeignet für Innen-, Außen- und Nassräume und zeitsensitive Bauvorhaben, da er nach einem Tag belegfertig ist, geeignet für Räume, die eine gute Dämmung und Schallschutz brauchen, weniger geeignet für Bauherren mit geringem Budget.

Magnesia-Estrich: der Estrich kann dekorativ eingefärbt werden und bietet sich für Bauherren mit einem Fokus auf ökologische Baustoffe gut an, allerdings sind die Verlegebedingungen sehr spezifisch und er eignet sich wenig für Feuchträume.

Welcher Estrich sich für spezifische Raumdimensionen, die geplante Nutzung und so entstehende Belastungen anbietet, entscheidet sich also immer individuell. Daher ist es am besten, diese Entscheidung gemeinsam mit erfahrenenen Estrich-Verlegebetrieben zu treffen.

Modernes Badezimmer gefliest
Für moderne Badezimmer mit großflächigen Fliesen sind Zement-Estriche oder, wenn es schneller gehen soll, Gussasphalt-Estriche geeignet, die beide unempfindlich sind gegen Feuchtigkeit. (Bildquelle: Jean van der Meulen auf Pixabay.com)

Fazit

Es gibt fünf gängige Estrich-Arten mit jeweils unterschiedlichen Eigenschaften, Vor- und Nachteilen. Zusammenfassend kann man sagen, dass die Wahl des richtigen Estrichs für den Bau von Gebäuden von vielen Faktoren abhängt, wie dem Verwendungszweck, der Raumgröße, der Feuchtigkeit des Raumes, der Art des Bodenbelags und der Belastung des Estrichs. Die Entscheidung für den passenden Estrich sollte individuell getroffen werden, am besten mit Unterstützung von Fachbetrieben, wie dem Estrichleger in Ihrer Nähe.

  BauPraxis Link Tipp

Schluss mit trockener Raumluft
Schluss mit trockener Raumluft

Ob in den eigenen vier Wänden oder am Arbeitsplatz, rund 90 % unsers Lebens verbringen wir in geschlossenen Räumen. Moderne Lüftungsanlagen sorgen für ein ausgeglichenes und gesundes Raumklima. Lesen Sie hier, wie Sie trockene Raumluft mit einer Lüftungsanlage vermeiden und gleichzeitig hygienisch aubere Luft in allen Räumen haben.




Wir benutzen Cookies
Wir verwenden Cookies, um Inhalte und Anzeigen für Sie individuell zu gestalten und Zugriffe auf unsere Website zu analysieren. Mit der Nutzung des Inhaltes von BauPraxis.de erklären Sie sich damit einverstanden.