Photovoltaik und Wetterschäden: Wie Sie Ihre Solaranlage schützen können

Solaranlagen sind das ganze Jahr über Wind und Wetter ausgesetzt – und das stellt eine Gefahr dar: Schwere Stürme drohen die Module fortzureißen, Hagel kann Risse im Glas verursachen, und ohne ausreichenden Schutz könnte ein Blitzeinschlag die Anlage komplett zerstören.

Zum Glück lassen sich viele Risiken bereits im Vorfeld minimieren: und zwar durch Qualitätsprodukte und eine Planung, die sich den örtlichen Gegebenheiten anpasst. So ist Ihre Photovoltaikanlage vor (so gut wie) allen Wetterphänomenen optimal geschützt. Wir geben Ihnen in diesem Beitrag wertvolle Tipps!

Solaranlage Nahaufnahme
(Bildquelle: Moerschy von Pixabay.com)

Schutz gegen Wind und Stürme

Winde sind für eine Solaranlage erst einmal nichts Schlechtes – im Gegenteil, denn sie sorgen für die nötige Kühlung und beugen so Leistungseinbußen vor. Bei starken Stürmen können die Module jedoch aus ihrer Verankerung gerissen oder durch umherfliegende Gegenstände beschädigt werden. Auch Solarmodule, die sich gelockert haben, stellen ein Problem dar. Durch die Auf- und Ab-Bewegung bei Wind entstehen mit der Zeit Mikrorisse, die die Leistung der Photovoltaikanlage mindern. 

Aus diesen Gründen muss die Anlage fest verankert werden – vor allem in den Eckbereichen, wo der Sog durch Winde am stärksten ist. Der Abstand zwischen Dach und Modulen ist so zu wählen, dass letztere noch gut belüftet werden, aber ein möglichst geringer Unterdruck entsteht. Außerdem kann es auf Flachdächern nötig sein, die Module mit Ballaststeinen zu beschweren.



Welche Maßnahmen angebracht sind, hängt vor allem vom Standort ab: Experten unterteilen Deutschland in vier Windlastzonen, und je nach Zone sollten Hausbesitzer mit unterschiedlichen Windgeschwindigkeiten und Druckbelastungen rechnen. Während Süd- und Mitteldeutschland überwiegend zur Windlastzone 1 gehören, ist die Gefahr starker Winde in Norddeutschland besonders hoch. In jedem Fall sollte vor der Installation der Anlage eine Windlastberechnung erfolgen. Diese wird auch meistens von Versicherungen und finanzierenden Banken gefordert.

Doch was, wenn der Sturm bereits über das Dach gefegt ist? Nicht immer sind Schäden sofort ersichtlich, was die Begutachtung durch einen Fachbetrieb erforderlich macht. Dieser kann eine Leistungsmessung vornehmen, um Beschädigungen an den Modulen zu erkennen. Alternativ kommt auch die präzisere, aber teurere Elektrolumineszenz-Messung infrage. Sie sollten sich vorher bei Ihrer Versicherung erkunden, welche Art der Schadensaufnahme diese zahlt. 

Hausdach mit Schneelast
(Bildquelle: Reinhard Thrainer von Pixabay.com)

Schutz gegen Schnee und Eis

Wenn die Solarmodule komplett mit Schnee bedeckt sind, produzieren sie keinen Strom. Das ist aus finanzieller Sicht ärgerlich – jedoch halten sich die Leistungseinbußen in Grenzen: Zum einen erzeugen Photovoltaikanlagen im Winter ohnehin deutlich weniger Strom als in den Sommermonaten. Zum anderen lässt die Neigung der Module den Schnee meist nach kurzer Zeit von allein abrutschen. Dazu kommt: Schnee bleibt in vielen Gebieten Deutschlands nur ein paar Tage auf dem Dach, bevor er wieder schmilzt. Meist ist also kein Eingreifen notwendig. 

Anders stellt sich die Lage bei tagelangen Schneefällen dar, wie sie beispielsweise im Alpenraum auftreten. Nicht nur schränken diese die Leistung ein. Wird die weiße Pracht zu schwer, können sich Risse in den Modulen bilden und das Dach wird übermäßig belastet. 

In diesen Fällen empfiehlt es sich, den Schnee zu beseitigen – aber nur mit höchster Vorsicht. Zu groß ist das Risiko, auf den glatten Ziegeln auszurutschen.

  • Bewährt haben sich Teleskopstangen mit einem Schaber aus Gummi, der die Glasoberfläche nicht zerkratzt. Wenn der Schnee nass ist, kann die Räumung jedoch zum Kraftakt werden.
  • Alternativ lässt sich die Neigung der Module so einstellen, dass Schnee leichter abrutschen kann. Hier ist ein Kompromiss gefragt: Stehen die Module nämlich zu steil, verringert sich der Ertrag.
  • Zu guter Letzt gibt es die Möglichkeit, Solarmodule per Strom zu erwärmen. Bereits 2–3° C genügen in der Regel, um den Schnee und Eis besser abgleiten zu lassen. Allerdings lohnen sich diese Solarheizungen aufgrund der hohen Kosten nur in besonders schneereichen Regionen.

In jedem Fall sollten Sie vor dem Kauf überprüfen lassen, ob Ihr Dach das Gewicht der Solaranlage plus die erwarteten Schneemassen tragen kann. Dabei sind vor allem die Schneelastzonen relevant, die von 1 bis 3 reichen. Wer in Zone 1 lebt, kann mit einer Belastung von mindestens 66 kg/m2 rechnen. 112 kg/m2 oder mehr sind es dagegen in Schneelastzone 3. Dort sollte die Statik des Dachs genaustens geprüft werden, bevor eine Solaranlage installiert wird.

Hagelkörner in der Hand
(Bildquelle: Andrei Stroca von Pixabay.com)

Schutz gegen starken Hagel

Die meisten Solarmodule auf dem Markt entsprechen der Norm IEC 61215. Das heißt, sie können Hagelkörner mit einem Durchmesser bis 2,5 cm und einer Geschwindigkeit von 83 km/h problemlos überstehen. 

Natürlich gibt es keine Garantie, dass die Geschosse nicht größer ausfallen. Im Zuge des Klimawandels dürften schwere Hagelstürme noch häufiger werden – und damit das Risiko großer Hagelkörner steigen. Zu diesem Ergebnis kommt beispielsweise eine Studie des European Severe Storms Laboratory (ESSL)



Auch der Standort stellt einen wichtigen Faktor dar, denn je nach Region ist die Gefahr schwerer Hagelschäden unterschiedlich: Während Norddeutschland relativ wenig gefährdet ist, steigt das Risiko in Alpen- und Mittelgebirgsnähe sowie in Nordhessen, dem Raum München und Stuttgart.

Internationale Hersteller wie Hanwha Solar – aber auch die deutschen bzw. Schweizer Firmen aleo Solar, LUXOR Solar und Swiss PV – reagieren auf diese Gefahrenlage und bieten Module mit besonders stabilem Glas an. Entscheidend sind hierbei die Hagelklassen. Module der Klasse 5 beispielsweise überstehen Hagelkörner mit bis zu 5 cm Durchmesser ohne Schaden. Zum Vergleich: Herkömmliche Module sind nur gegen 2,5 cm-große Hagelkörner geschützt.

Blitze über Häusern nachts
(Bildquelle: Joe von Pixabay.com)

Schutz gegen Gewitter und Blitzeinschläge


Wo es gewittert, zucken auch Blitze über den Himmel – und das allein in Deutschland mehr als 1 Millionen Mal pro Jahr. Zwar sind Photovoltaikanlagen nicht übermäßig gefährdet, da sie selten die höchste Stelle des Dachs bilden. Ein direkter Einschlag, der die Anlage zerstört und Brände auslösen kann, lässt sich jedoch nicht ganz ausschließen. Außerdem kann es selbst dann zu Schäden kommen, wenn der Blitz in 500 m Entfernung niedergeht. 

Zum Schutz der Anlagen ist seit 2016 ein Überspannungsschutz vorgeschrieben. Daneben gibt es die Möglichkeit, einen äußeren Blitzschutz installieren zu lassen. Dieser leitet den Strom bei einem Einschlag ins Erdreich ab, wo er keinen Schaden anrichten kann. Ein solcher Blitzschutz empfiehlt sich vor allem bei exponierten Anlagen auf Flachdächern und bei großen, leistungsstarken Anlagen (über 10 kWp). In jedem Fall sollten Betreiber bei Ihrer PV-Versicherung nachfragen, ob diese einen äußeren Blitzschutz fordert.

39 Grad Hitze in der Sonne

Schutz gegen zu viel Hitze


Viel Hitze bedeutet für gewöhnlich auch viel Sonnenschein – und dies hört sich erst einmal positiv an. Tatsächlich jedoch erzeugen Solarmodule den meisten Strom bei einer Temperatur von 25° C. Pro Grad Celsius darüber verlieren die Module etwa 0,5 % an Leistung. Das heißt konkret: An besonders heißen Tagen arbeitet eine Photovoltaikanlage nicht optimal.

Eine Möglichkeit, dem entgegenzuwirken, ist der richtige Abstand zwischen Dach und Modulen. Dieser sollte mindestens 10 cm betragen, damit kühle Luft angesaugt werden und warme Luft nach oben entweichen kann.

Darüber hinaus existieren Kühlsysteme, die die Temperatur der Module mit Wasser senken. Im Privatgebrauch kommen diese Systeme jedoch nur selten zum Einsatz, denn das Mehr an Leistung rechtfertigt kaum die Kosten. Dazu kommt: Wenn die Kühlung mit Regenwasser erfolgt, können Ablagerungen auf den Solarzellen zurückbleiben und den Ertrag senken. Es bleibt abzuwarten, ob heißere Sommer dieser Technologie in Zukunft Aufschwung verleihen werden. 

Unser Tipp: Die Risiken durch Wind und Wetter zeigen, bei der Planung von Solaranlagen gibt es einiges zu beachten. Sie sollten sich deshalb ausführlich beraten lassen, damit die Photovoltaikanlage auf Ihrer Immobilie langfristig maximalen Ertrag liefert und den Wert des Hauses steigert.

Haus mit Steildach und Solaranlage
(Bildquelle: P-association von Pixabay.com)

Das A und O – eine Photovoltaik-Versicherung

Schäden durch Hagel, Schnee, Stürme oder andere Wetterphänomene sind meistens von den Garantiebedingungen ausgeschlossen. Das heißt: Der Hersteller kann sich auf höhere Gewalt berufen und muss nicht für die Reparatur oder den Austausch aufkommen.

Um im Schadensfall nicht allein dazustehen, empfiehlt es sich daher, die Photovoltaikanlage versichern zu lassen. Dafür können Sie entweder Ihre Gebäudeversicherung um einen PV-Baustein erweitern; oder Sie schließen eine spezielle Photovoltaik-Versicherung ab.

In jedem Fall sollten Sie auf folgende Punkte achten:

  • Welche Schäden werden übernommen? Je nach Versicherung kommen neben Unwettern auch Diebstahl und Vandalismus infrage. Grobe Fahrlässigkeit und Schäden durch Bedienfehler sollten ebenfalls abgedeckt sein.
  • Werden die Kosten für Aufräum- und Entsorgungsarbeiten nach dem Unwetter getragen – und wenn ja, in welcher Höhe?
  • Ersetzt die Versicherung Einnahmen, die aufgrund eines Defekts der Anlage weggefallen sind? Dies ist bei Gebäudeversicherungen meist nicht der Fall.
  • Was passiert, wenn andere Personen oder Gegenstände durch die Photovoltaikanlage zu Schaden kommen? Für diese Fälle empfiehlt sich unbedingt der Abschluss einer Photovoltaik-Haftpflichtversicherung.



Photovoltaik und Wetterschäden – Fazit

Angst vor Hagel, Stürmen, Schnee und Blitzen sollte kein Grund sein, auf eine Photovoltaikanlage zu verzichten. Allerdings machen diese Wetterphänomene deutlich: Qualitätsarbeit und eine professionelle Installation zahlen sich aus. Meistens sind es unsachgemäß installierte Billigmodule, die beschädigt werden, sodass Kunden auf lange Sicht draufzahlen. 

Um sich dagegen zu schützen, sollten Sie nur die Module etablierter Firmen kaufen – egal, ob diese in Deutschland oder Fernost produzieren. Neben einer möglichst langen Produktgarantie weisen auch Erfahrungsberichte und die Tests unabhängiger Institute auf Qualität hin. Beispiele dafür sind das Prüfsiegel Quality Controlled PV des TÜV Rheinland sowie die Ergebnisse des amerikanischen Labors PVEL, die regelmäßig Online veröffentlicht werden. 

Natürlich darf auch eine regelmäßige Wartung nicht fehlen – genau wie eine Photovoltaik-Versicherung, die die häufigsten Schäden abdeckt. Wenn Extremwetter in den nächsten Jahren und Jahrzehnten zunimmt, dürften diese Punkte noch wichtiger werden.


  BauPraxis Link Tipp

Prinzipiell ist es egal, ob es sich um ein Walmdach, ein Satteldach, ein Mansardendach oder gar ein Flachdach handelt. Die PV-Anlage kann auf jedem Dach montiert werden. Und es gibt auch ganz unterschiedliche Arten der Montage. Anlagen für den privaten Gebrauch dürfen selbst montiert werden. Den Anschluss an das Stromnetz muss allerdings ein ausgebildeter Elektrotechniker vornehmen.



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